Künstliche Intelligenz ist ein sehr vielschichtiges Thema. Unsere FAQ geben Einblicke in aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich. Da unsere FAQ regelmäßig aktualisiert/erweitert werden, lohnt es sich öfters vorbei zu schauen.

Was ist künstliche Intelligenz (KI)?

Künstliche Intelligenz bezeichnet im Allgemeinen den Versuch, eine menschenähnliche Intelligenz nachzubilden, d. h., einen Computer so zu bauen oder zu programmieren, dass er eigenständig Probleme bearbeiten kann.

KI zeigt sich in vielen Formen – von Googles Suchmaschinen Algorithmus, über SIRI, selbstfahrende Autos, IBMs Watson, bis hin zu autonomen Waffen. Wir assoziieren mit KI meistens Roboter in menschlicher Form. Doch wenn sich KI in Form eines menschlichen/nicht-menschlichen Roboters zeigt, stellt das lediglich die äußere Form dar. KI selbst ist die Software/das Gehirn/der Computer innerhalb des Roboters. Die Software in SIRI oder in einem Schachcomputer kommen beispielsweise ganz ohne Roboterform aus.

Welche Kategorien von künstlicher Intelligenz gibt es?

1. Kategorie: Artificial Narrow Intelligence (ANI), wird als schwache KI bezeichnet und ist auf eine einzige Aufgabe spezialisiert, wie beispielsweise ein Schachcomputer. Es kann diese eine Aufgabe sehr gut bewerkstelligen, im Fall von Schach bereits besser als Menschen, doch eine andere Aufgabe könnte eine schwache KI nicht bewältigen. Inzwischen sind wir überall umgeben von schwacher KI – der Suchmaschinen-Algorithmus von Google, die Angebotsvorschläge von Amazon, die Apps auf unserem Handy etc.

2. Kategorie: Artificial General Intelligence (AGI), wird als starke KI bezeichnet. Vergleichbar mit einem Computer, der genauso intelligent ist wie ein Mensch. Da das menschliche Gehirn enorm komplex ist, ist es sehr viel schwieriger starke KI zu entwickeln als schwache KI und ist bisher von KI-Entwicklern noch nicht erreicht worden.

Während schwache KI nur spezielle Aufgaben ausführen kann, wäre starke KI in der Lage die gleichen Aufgaben wie Menschen zu bewerkstelligen. Es könnte abstrakt denken, schnell und aus Erfahrung lernen, Pläne schmieden, Probleme lösen etc. Das langfristige Ziel vieler KI-Forscher ist die Entwicklung starker KI.

3. Kategorie: Artificial Superintelligence (ASI): Künstliche Superintelligenz bezeichnet eine Software mit einer dem Menschen in vielen oder allen Gebieten überlegenen Intelligenz, also einer Intelligenz die ein bisschen intelligenter wäre als Menschen auf allen Gebieten oder millionenfach intelligenter. Bei künstlicher Superintelligenz sprechen wir über etwas, dass all unsere Vorstellungen übersteigt.

Fakt ist, Intelligenz ermöglicht Kontrolle: Wir können Löwen in einen Käfig sperren, weil wir wissenstechnisch intelligenter sind. Wie würde eine künstliche Superintelligenz mit uns Menschen umgehen? Steve Wozniak, der Apple-Mitgründer, äußerte sich hinsichtlich einer möglichen künstlichen Superintelligenz wie folgt: „Werden wir Götter sein? Oder Haustiere? Oder Ameisen unter ihren Füßen? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.“

Weitere Infos dazu: Tim Urban, Autor des Blogs Wait But Why, fasste KI in diese drei Hauptkategorien zusammen in seinem großartigen Artikel The AI Revolution: The Road to Superintelligence & The AI Revolution: Our Immortality or Extinction

Was ist die größte Errungenschaft in der KI-Entwicklung aktuell?

Die Google-Tochter DeepMind hat im Oktober 2017 bekannt gegeben, dass sie die Software AlphaGo Zero entwickelt hat, welche selbständig ohne menschliche Hilfe lernt und dabei bessere Ergebnisse erzielt, als durch das Lernen mit menschlicher Hilfe. AlphaGo Zero ist damit nicht nur der neue stärkste Go-Spieler auf diesem Planeten, sondern hat das Spiel nur aufgrund der Regeln gelernt und ist dabei über den Menschen hinausgewachsen.
Während die Vorgängerversion AlphaGo mit real gespielten Zügen von Go-Meistern gefüttert wurde, verzichtete Alphago Zero hingegen auf menschliche Expertise. Es lernte aus den Fehlern und Erfolgen beim Spielen gegen sich selbst. Die Maschine kannte die Regeln des Spiels und wählte anfangs zufällige Züge aus. So erzeugte sie automatisch mögliche Spielverläufe und Strategien – erfolgreiche wie erfolglose.

Erstaunlich ist es auch für den Go-Kundigen, wie AlphaGo Zero in kürzester Zeit das jahrhundertealte Go-Wissen der Menschheit entdeckt, etwa in Form bestimmter etablierter Zugfolgen in der Nähe der Ecken, sogenannter Joseki – und diese dann beim Weiterlernen wieder verwirft zugunsten anscheinend noch besserer Strategien, die uns Menschen noch unbekannt sind. Für weltweite Go-Profis ist es nicht einfach zu sehen, wie ein Computer innerhalb von zwei Tagen ihre ganze Karriere durchläuft und dann im gleichen Tempo über sie hinauswächst.

Wie wird künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt verändern?

„Das größte Missverständnis über das alle sprechen, ist, dass Automatisierung Jobs zerstören wird. Die Realität ist, Automatisierung wird jeden Job verändern. Es geht nicht so sehr darum welche Jobs wir tun werden, sondern wie wir sie tun werden, weil die Automatisierung nicht nur einige Arbeitnehmer betreffen wird, sondern alle. Junge Leute, Studenten werden die am meisten davon Betroffenen sein, weil die Art der Beschäftigungen die junge Leute übernehmen, genau jene Einstiegsaufgaben sind, die am einfachsten von Maschinen und künstlicher Intelligenz übernommen werden können“, sagte Andrew Charlton, Direktor von AlphaBeta Australien.

Denkt man diesen Gedanken weiter, ist klar, dass auch Menschen in Entwicklungsländern in einem frühen Stadium davon betroffen sein werden aufgrund Arbeiten die sich relativ schnell automatisieren lassen. Heute schon reichen die Arbeit und die Löhne der Menschen in Entwicklungsländer nicht aus um davon menschenwürdig zu leben. Welche Arbeiten und Löhne werden für sie übrigbleiben, wenn die Automatisierung sich auf jene Länder und Arbeiten ausbreiten wird?

Automatisierung und KI bieten an sich die Möglichkeit, Ebenen menschlicher Intelligenz zu erweitern, die durch Routinejobs stark vernachlässigt wurden, wie Kreativität, selbständiges Denken, emotionale und soziale Intelligenz etc. Doch das erfordert eine Änderung des Lehrplans in Schulen und Universitäten und Änderungen innerhalb der Gesellschaft. Das sind Fähigkeiten die bisher kaum gelehrt oder gefördert werden.

Welche Gefahren birgt die KI-Entwicklung und weshalb ist Sicherheit und Ethik dabei so essentiell wichtig?

Laut KI-Experten bestehen die Hauptgefahren darin, dass KI entweder in falsche Hände gerät und daraus Zerstörung von nie gekanntem Ausmaß hervorgeht, oder, dass KI sich selbst so schnell weiterentwickelt, dass wir sie nicht mehr verstehen und kontrollieren können.

Im August 2017 forderten 116 Unternehmer und Experten aus der Technologiebranche (u.a. Mustafa Suleyman, Elon Musk, Yoshua Bengio, Stuart Russell, Jürgen Schmidhuber) in einem offenen Brief an die UN, dass autonome Waffen verboten werden sollten bzw. auf die seit 1983 bestehende CCW-Liste gesetzt werden sollen. Die Certain Conventional Weapons sind von der UN verboten und beinhalten unter anderem Chemiewaffen.

Nach Schwarzpulver und der Atombombe drohe die dritte Revolution der Kriegsführung. Zitat aus dem Schreiben: „Wenn diese Büchse der Pandora einmal geöffnet ist, wird es schwierig, sie wieder zu schließen“ und „Einmal erfunden, könnten sie bewaffnete Konflikte erlauben in einem nie dagewesenen Ausmaß, und schneller, als Menschen sie begreifen können“. Terroristen und Despoten könnten die autonomen Waffen nutzen und sogar hacken.

Elon Musk, der selbst finanziell an KI-Firmen beteiligt ist, warnte 2014: „Der Fortschritt bei künstlicher Intelligenz (ich meine starke künstliche Intelligenz) ist unglaublich schnell. … Solange man nicht direkt Gruppen wie DeepMind ausgesetzt ist, kann man sich kaum vorstellen, wie schnell es vorangeht. Es ist annähernd exponentiell. Es besteht das Risiko, dass binnen fünf Jahren etwas ernsthaft Gefährliches passiert.“
Er löse keinen falschen Alarm aus, denn ihm sei bewusst worüber er rede. „Ich bin nicht der Einzige der sagt, wir sollten uns Sorgen machen. Ihnen (den führenden Unternehmen auf diesem Gebiet) ist die Gefahr sehr wohl bewusst, aber sie glauben, sie könnten die digitale Superintelligenz formen und kontrollieren und verhindern, dass Schlechtes ins Internet strömt. … Das wird sich zeigen“.

Auch Vladimir Putin warnte September 2017: „Wer bei KI in Führung geht, wird die Welt beherrschen.“

Was bedeutet künstliches neuronales Netz (Deep Learning)?

Große Fortschritte erzielt die künstliche Intelligenz in jüngster Zeit im Bereich künstlicher neuronaler Netze, auch unter dem Begriff Deep Learning bekannt. Dabei werden neuronale Netze aus dem Gehirn künstlich auf dem Computer simuliert. Die Grundlagen dafür wurden bereits in den 80er und 90er Jahren gelegt. Jedoch macht erst die Leistungsfähigkeit heutiger Computer es möglich, solche neuronalen Netzwerke in brauchbarer Größe zu simulieren.

Viele der jüngsten Erfolge wie bei Handschrifterkennung, Spracherkennung, Gesichtserkennung, autonomem Fahren, maschineller Übersetzung beruhen auf dieser Technik. Dabei werden diese Systeme nicht mehr programmiert, sondern ähnlich dem menschlichen Gehirn mit Hilfe von Daten trainiert.

Die jüngsten Erfolge der KI, wie der Go-Turniergewinn des Programmes AlphaGo gegen den weltbesten menschlichen Spieler Lee Sedol 2016, gründen sich neben der gestiegenen Verarbeitungsgeschwindigkeit der Hardware und auf den Einsatz von Deep Learning zum Training des in AlphaGo verwendeten neuronalen Netzes. Man spricht auch von selbstlernenden Systemen oder Maschinellem Lernen.

Was bedeutet bestärkendes Lernen (Reinforcement Learning)?

Die Software wird bei dieser Lernmethode nicht mehr mit menschlichen Daten gefüttert, sondern lernt wie ein Mensch selbständig durch Versuch und Irrtum eigene Strategien zu entwickeln. Die einzigen Vorgaben, welche die Entwickler einprogrammieren, sind die Rahmenbedingungen und eine Belohnung des Verhaltens, welches zu einem gewünschten Ergebnis führt. KI ist dabei ihr eigener Lehrer.

Diese Version des Lernens hat sich als schneller und machtvoller herausgestellt als „Supervised Learning“, bei der die Software mit zahllosen menschlichen Daten gespeist wird. Das Unternehmen DeepMind (Tochter-Unternehmen von Google) hat mit dem Go-Spielprogramm AlphaGo Zero sehr erfolgreich mit künstlicher neuronaler Netze (Deep Learning) und bestärkendem Lernen (Reinforcement Learning) gearbeitet, was als Deep Reinforcement Learning bezeichnet wird.

Was versteht man unter Singularität?

Darunter wird der Zeitpunkt verstanden, an dem künstliche Intelligenz die menschliche Intelligenz übertreffen würde. Solch ein Zeitpunkt würde eintreffen, wenn KI sich selbst rasant verbessert durch selbständiges Lernen. Das würde den technischen Fortschritt so beschleunigen, dass die Zukunft der Menschheit hinter diesem Ereignis nicht mehr vorhersehbar ist. Von diesem Zeitpunkt an würde die weitere Entwicklung hauptsächlich von der KI vorangetrieben werden und nicht mehr vom Menschen.

Der Begriff ist eng verbunden mit den Theorien und Ideen des Transhumanismus (philosophische Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten, sei es intellektuell, physisch oder psychisch, durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will).

Einige ihrer Vertreter gehen davon aus, dass sich durch den damit verbundenen technologischen Fortschritt die Dauer der menschlichen Lebenserwartung maßgeblich steigern bzw. sogar biologische Unsterblichkeit erreichen lässt.